… mit dieser Intention lud der Arbeitskreis Wohnen der Lokalen Agenda 21 Heilbronn am 18. April 2024 ins Quartierszentrum Nordstadt zur Diskussion über das Käferflugquartier ein.
Mit fachlich anspruchsvoller, computerunterstützter Präsentation zeigte Architektin Judith Ottich als Vertreterin der Architektenkammer Baden-Württemberg „Neue Perspektiven für das ‚Käferflug‘-Areal“ auf. Gemeint ist damit das kleine noch erhaltene Quartier zwischen Rauchstraße und Münzingstraße. Dieses – und umliegende Grundstücke – hatte die Stadt Heilbronn in der Zeit zwischen 1884 bis 1916 der Vorgängerorganisation der Stadtsiedlung zu günstigen Preisen überlassen. Ziel war, kleine, bezahlbare Wohnungen zu errichten.
Wohnquartier mit Nutzgärten
Prägend für das Quartier, so Architektin Ottich, waren schon Ende des 19. Jahrhundert die offene Blockrandbebauung und vor allem die Nutzgärten. Ab 2005 wurde das Gebiet überplant und weitgehend abgerissen. Nicht so die in Eigentumswohnungen umgewandelten Gebäude südlich der Münzingstraße. Auch das Käferflugquartier mit seinen Mietergärten, ist, obwohl vorgesehen, bisher von Abriss und Neubebauung verschont geblieben. Vom Management der Stadtsiedlung wurde im Hinblick auf diesen Abend betont, dass aktuell kein Abriss vorgesehen ist. Dies ist ganz im Sinne der Lokalen Agenda 21, allerdings mit einer weiterführenden Perspektive.
Abrissmoratorium hilft Klimaschutz
Dies entspricht dem Engagement, von Judith Ottich bei den Architects for Future, die ein vorläufiges Abrissmoratorium und die Hinwendung zum Bauen im Bestand fordern. Der hohe Anteil am Rohstoff- und Energieverbrauch, dazu die Emissionen, insbesondere bei der Verwendung von Beton, erforderten einen nachhaltigen Wandel in der Baubranche. Emissionsfreie Gebäude sind das Ziel der Europäischen Gebäuderichtlinie. Laut dem Heilbronner Klimaschutz-Masterplan sollen bis zum Jahre 2035 45,8 % der privaten Gebäude energetisch saniert sein, was nur mit einer enormen Steigerung der Sanierungsrate zu erreichen ist.
„Goldene Energie“ erhalten
Für manche der Besucher des Abends neu, jedoch für die junge Architektin gerade im Hinblick auf das Käferflug Quartier von entscheidender Bedeutung, ist der Begriff der „Goldenen Energie“. Demnach sind auch immaterielle, kulturelle Werte in Bestandsgebäuden gebunden. Gebäude bestehen aus mehr als grauer Energie, aus mehr als den in ihnen gespeicherten Baustoffen und den bereits in sie investierten Emissionen. Zur „Goldenen Energie“ zählt somit die Geschichte des „Stammviertels der Stadtsiedlung“, die Biografien der Menschen, die dort wohnen, und das soziale Gefüge ihrer Nachbarschaft. Die traditionellen Häuser im Käferflug, ihre Mietergärten können nach der Bundesstiftung Baukultur als „Goldene Energie“ bezeichnet werden, die erhaltenswert ist.
Perspektiven
Die Diskussion war vielfältig. Architekt Mattes stellte Ideen vor, wie die Häuser über Laubengänge verbunden und damit auch erweitert und barrierefrei gemacht werden könnten. Den anwesenden Bewohnerinnen war neben Instandhaltung und Pflege auch die Schaffung von privaten Freiräumen wichtig. Den Aspekt, dass noch bezahlbare Wohnungen bleiben müssen, brachte Mieterbunds-Vorsitzender Alfred Huber ein.
Neue Perspektiven für das Käferflug-Areal versprach der Abend. Dies ist gelungen und verdient, weiter verfolgt zu werden. Der Arbeitskreis Wohnen der Lokalen Agenda 21 Heilbronn wird sich weiter für das Käferflug-Areal einsetzen und mit der interessierten Stadtgesellschaft Kontakt halten, so die Sprecherin des Arbeitskreises, Martina Vaihinger und Sprecher Konrad Wanner.