Bis 2026 wird nach Beschluss des Gemeinderates vom 26.7.23 – in Heilbronn neben dem alten Kohlekraftwerk als Ersatz – ein Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) gebaut. Der Spatenstich erfolgte jüngst. Laut Vertragsgestaltung ist dabei ein Einsatz von bis zu 100% Fracking-Flüssiggas möglich bis zur Umstellung auf Wasserstoff bis 2035. Die berechnete Verbesserung der Treibhausgasbilanz hält sich zunächst in Grenzen: Von -61% weniger mit „normalem“ LNG auf nur noch -49% mit vollständigem Fracking-Gas (Worst case Szenario, Betriebsstundenvergleich) unter Nutzung verfügbarer Daten zur Treibhausgasbilanz des Frackingprozesses (s. Gutachten ENERKO zur CO2-Bilanz, 30.8.22).
Dabei gibt es so manche ABER:
- Die Verlässlichkeit der zugrunde liegenden Daten zum Fracking könnte kritisch hinterfragt werden angesichts offenbar erheblicher Methanverluste im Prozess (geologische Undichtigkeiten, Gewinnung, Kompression, Transport) (GEO spricht von bis zu 8%) UND angesichts der real stark ansteigenden Methankonzentration in der Atmosphäre nach 2005 (nach längerer Konstanz) in auffallender zeitlicher Kohärenz zur Expansion der Schiefergasgewinnung durch Fracking1 um mehr als das 10-Fache.
- Die Produktion und der Verbrauch fossiler Treibstoffe wie Öl und Gas wird für fast ein Drittel der Methanemissionen2 verantwortlich gemacht. Die sonstigen Methanquellen sind bekannt, eher träge bzw. stabil – Feuchtgebiete, Wiederkäuer, Reisanbau, Mülldeponien.
- Methan ist das zweithäufigste Treibhausgas nach Kohlendioxid (CO₂)3 und muss mit gleicher Aufmerksamkeit als Treibhausgas behandelt werden.
- Außerdem ist zu erwähnen, dass das Heilbronner GuD nicht nur eine disponible Stromquelle nach Bedarf darstellen wird, sondern auch unser kommunales Fernwärmenetz bedient, das auch im Falle eines Stillstandes zur Stromversorgung mit Hilfe seines Wärmespeichers und eines neuen Hilfsdampferzeugers (175 MW!) versorgt sein will.
- Vor diesem Hintergrund kommt der Erwartung, dass die oben genannten „Sorgen“ mit der Klimabilanz (nach einer Übergangszeit mit importiertem LNG) ja durch die perspektivische Nutzung von grünem oder blauem Wasserstoff zur Stromerzeugung UND Wärmegewinnung „quasi von selbst“ verschwinden, inhaltlich eine besondere kommunalpolitische, klimatische und wirtschaftliche Brisanz zu.
- Auf dem energiepolitischen Dialog des Umweltministeriums BW am 5.3.24 in Stuttgart wurde klar zu Ausdruck gebracht, dass der immense zukünftige Wasserstoffbedarf in BW, der grad durch Umfragen ermittelt wird, vor allem in der Industrie besteht und „Wasserstoff für Heizung“ (Zitat) keine Rolle spielt.
- In einer Studie der Universität Oxford (UK) 2023 wurden 54 internationale Studien zur Wasserstoff-Gebäudeheizung ausgewertet mit dem Schluss, dass diese keine Rolle spielen wird wegen deutlich höhere System- und Verbrauchskosten.
- Das Umweltinstitut München warnt auf einer Themenseite davor, sich bzgl. der kommunalen Wärmeplanung auf das Verheizen des wertvollen Wasserstoffs zu verlassen.
- In zwei Informationsschriften zur technischen und Kostenanalyse und den Verfahrensrisken werden Verbraucher und Hausbesitzer aufgeklärt.
- Das Umweltinstitut München wendet sich in einem offenen Brief von insgesamt 217 mitgezeichneten Organisationen an die über Kommunen in Deutschland in dieser Sache.
BUND und AB Energiewende Heilbronn greifen dies in einer aktuellen Presseinformation auf, die sich direkt an den OBM Mergel wendet.
Thomas Bergunde/ Sprecher LA21HN