Der NABU Heilbronn und Umgebung blickt mit gemischten Gefühlen auf die Amphibienaktion 2024 zurück.
Dieses Jahr startete die Amphibienschutzaktion aufgrund der milden Temperaturen im Februar schon verhältnismäßig früh. Die ersten Amphibien wandern ab 5° C und feuchtem Wetter. Ehrenamtliche Helfer des NABU kontrollierten in den letzten Wochen in den frühen Abendstunden und am Morgen die Krötenzäune und Straßen an den Wanderrouten. Die aktuellen Einsatzorte der „Krötensammler“ sind in Untergruppenbach unterhalb der Burg Stettenfels, in Talheim am Frankelbachsee und am Leberbrunnensee in Flein. Dabei wurden etliche Kröten an den Krötenzäunen, neben und auf der Straße eingesammelt und sicher zur anderen Straßenseite gebracht. Auch tote Kröten wurden gefunden. Nicht nur Erdkröten sind während der Amphibienwanderung unterwegs. Dieses Jahr fanden die Helfer*innen neben den zahlenmäßig am stärksten vertretenen Erdkröten auch Feuersalamander, Grasfrösche, Springfrösche, Berg- und Teichmolche.
Ein Aspekt, der beim Rückblick auf die diesjährige Amphibienschutzaktion genannt werden muss und sehr enttäuschend ist, ist das Verhalten der Autofahrer*innen an den Krötenstrecken. Viele haben sich an die Tempo-30-Schilder gehalten, manche machten die Helfer*innen auch auf Kröten aufmerksam, die auf der Straße saßen. Das ist schön, bestärkt uns in unserer Arbeit und der Hoffnung, dass sich Menschen für die Natur begeistern und den Wert jedes Lebewesens erkennen können. Doch leider gibt es auch das Gegenteil. Es gab massive Störungen und Rückschläge bei der Aktion. Zum einen halten sich einige weder an Tempo-30-Schilder noch an Durchfahrtsverbote. Die Fleiner Kontrollstrecke wird immer wieder als Schleichweg von Autofahrern genutzt, ungeachtet der Absperrung. Zum anderen passiert es auch, dass Helfer*innen direkt danebenstehen, wenn ein Auto mit überhöhter Geschwindigkeit Kröten überfährt und weder für die Kröten auf der Straße, noch für die Menschen am Straßenrand bremst. Auch für die Helfer*innen, die am Fahrbahnrand und in der Dunkelheit unterwegs sind, wird es dann gefährlich. Ab und zu passiert es auch, dass die Ehrenamtlichen in hitzige Diskussionen verwickelt werden und sich bedroht fühlen. Leider waren die Behörden dieses Jahr nicht sehr hilfreich. Mit Blick auf das nächste Jahr sollte sich hier etwas tun.
Ein weiterer Aspekt ist die Entwicklung der Populationen in den verschiedenen Gebieten der Aktion. Die Feuersalamanderpopulation in Flein ist stabil, auch in Talheim wurden einige Exemplare gesichtet. Bei den Feuersalamandern ist es möglich, die einzelnen Individuen an ihrer Musterung wiederzuerkennen – viele der Feuersalamander werden jedes Jahr wieder erkannt. In Talheim waren die Erdkröten im Gegensatz zu 2023 wieder sehr zahlreich. Im Vergleich zum letzten Jahr, in dem viele der Männchen besonders klein waren, gab es dieses Jahr keine Auffälligkeiten bei der Größe der Männchen. In Flein am Leberbrunnensee ist die Population zusammengebrochen. Nur im hinteren Teil im Aspenwald wurden noch wenige Erdkröten gesichtet, doch auch dort ist die Population stark zurückgegangen. Mögliche Gründe könnten eine Verschlechterung der Lebensbedingungen der Erdkrötenpopulation und ein hoher Fischbesatz im See sein. Die Aus- und Bewertung dauert noch an. Klar ist, wir wissen derzeit nicht, was passiert ist und sind bestürzt über die Entwicklung.
Sophie Wiggenhauser, Ortsgruppe NABU Heilbronn und Umgebung