Baumspaziergang am Samstag 17.März 2018 (AK Wohnen) – ein Erlebnisbericht

Der Weg führte in den Götzenturmpark und auf die Schäuffeleninsel:

  1. Station Götzenturmpark:

Seit Herbst 2017 werden im Götzturmpark 17 Top-Wohnungen auf vier Staffelgeschossen plus Penthouse und eine doppelstöckige Tiefgarage gebaut. Auf dem 20 Ar großen Gelände wurde dafür der alte Baumbestand gefällt. Ein weiterer Verlust einer innerstädtischen Grünzone. Zwar heißt es, dass der zuletzt verwilderte Park wieder denkmalgeschützt hergerichtet werden soll.
Doch bis die Bäume wieder eine schattenspendende Höhe und klimaregulierende Größe erreicht haben, wird viel Wasser den Neckar hinuntergeflossen sein. Ganz zu schweigen von der vernichteten Kleinfauna und dem Rückzugsgebiet vieler Vögel und Tiere. Unverständlich bleibt, warum diese Bebauung so still und leise über die Bühne ging. 

 

  1. Station Naturdenkmal Schaeuffelensche Insel / Campuspark

Alexander Habermeier, Stadtrat in Heilbronn von Bündnis 90/Die Grünen, beginnt mit einem Zitat von Wihelm Mattes:
Im Naturdenkmalbuch (ohne Datum – vermutlich von 1938) wird die Schaeuffeleninsel wie folgt beschrieben (Beschreibung Oberlehrer Wilhelm Mattes, Heilbronn):  Mächtige hohe, lichte Laubhölzer sind hier zu Gängen und zu Gruppen im Grün der Rasen vereinigt. Ins Rauschen der Blätter mischt sich das Brausen der Wasser beiderseits dieser Erholungstätte. Einst die „große Bleichinsel“ genannt, im südlichen Teil auch „Hospitalgrün“ geheissen als angeschwemmte Insel, die dem Spital gehörte, haben sich nun überall stattliche Platanen, Spitz-, Zitter- und Kanadische Pappeln, Blut- und Rotbuchen entwickelt und noch mancherlei andere Bäume sind dort angepflanzt und wurden in sorglicher Pflege zu einem schönen natürlichen Park gestaltet. Das Spiel des Lichtes durch Ast- und Laubwerk, das Glitzern der eilenden Wellen, das Plaudern und Rätschen, das Huschen und Jagen der Vögel bieten Abwechslung und Anregung, Unterhaltung und Freude. Die ragenden Säulen der Stämme und die reichgegliederte Wölbung des Astwerks bilden eine schützende Halle; wie ein weicher Mantel legt sich das Blattwerk herum und nur gedämpft dringt der Lärm des hastenden Verkehrs herein, der so nahe dabei über die Schienen der Eisenbahn, über die harten Strassen und durch die Wellen des Flusses brandet. Eine Ruhe- und Erholungsstätte, ein richtiges Schutzgebiet ist hier geschaffen.“
Diese anschauliche, emotionale Beschreibung der Schaeuffeleninsel von Wilhelm Mattes (siehe auch Ausführungen „Mattes-Ulme“) spiegelt das damalige Empfinden und Naturverständnis wider. Die Ausweisung der Schäuffeleninsel oder Bleichinsel, wie sie auch genannt wird, erfolgte 1937 mit einer Größe von 2,1 ha.  
Quelle: https://www.heilbronn.de/umwelt-klima/naturschutz-artenschutz/naturdenkmale/naturdenkmal-schaeuffelensche-insel.html

Alte Platane (links)

Leider hat dieses Naturdenkmal in den letzten Jahrzehnten unter vielen Einschränkungen gelitten. So hat die Schaeuffeleninsel ihren Charakter, der ursprünglich Grundlage zur Ausweisung als Naturdenkmal war, weitgehend eingebüßt. Beim Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 wurde der wertvolle Baumbestand zerstört beziehungsweise erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Zusätzlich ging die Inseleigenschaft durch die Verfüllung des nördlichen Neckararms verloren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden darüber hinaus auf der Schaeuffeleninsel verschiedene Bauvorhaben realisiert.

Auf dem seit Jahren als Campuspark bezeichneten Gebiet stehen immer noch zahlreiche alte Bäume und Platanen, darunter, so betont Alexander Habermeier, eine 165 Jahre alte Platane. In den Bäumen haben sich vier verschiedene Fledermausarten angesiedelt, auch geschützte Arten wie der große Abendsegler. Die Nähe zum Neckar verschafft den Tieren eine ergiebige Nahrungsquelle.

Aktuell wird der Park im Zusammenhang mit der BUGA umgestaltet. Alte Sportplätze werden durch neue Fitnessplätze ersetzt. 26 Bäume wurden gefällt, 25 neue Bäume sollen gepflanzt werden. In diesem Zusammenhang betont Alexander Habermeier die Bedeutung von CEF-Maßnahmen (continuous ecological functionality-measures): vor einem Eingriff in die Natur muss mit ausgleichenden Maßnahmen begonnen werden. https://de.wikipedia.org/wiki/CEF-Ma%C3%9Fnahme.

Während der BUGA wird im Campuspark eine mehrteilige Infotafel über die Fledermauspopulationen aufgestellt, gestaltet von Naturschutzverbänden.

Unklarheit herrscht im Moment darüber, was in der Zeit nach der BUGA mit dem Park geschehen wird. Die Rollsporthalle ist in die Jahre gekommen. Ein Cafe am Campuspark wird gebaut. Eine Brücke über die Mannheimer Straße wird den Bildungscampus und den Park verbinden.

Alle Teilnehmer konnten sich nicht vorstellen, dass die alten Bäume irgendeiner städtebaulichen Maßnahme geopfert werden sollen. Die Bedeutung für das Stadtklima eines solch einzigartigen Baumbestandes ist dann doch zu groß.

Konrad Wanner
AK Wohnen